Siehste - geht doch!

12Juni2022

In Corona Zeiten ist alles anders. Obwohl die Welle gerade mal kurz eine Auszeit nimmt, bevor sie im Herbst wiederkommt, sind die Dinge nicht mehr, wie sie vorher waren. Schon die Formulare, QR Codes, Bescheinigungen und Online Registrierungen machen aus den früher so entspannten Monte-Holy-Land Touren einen Behördenhürdenlauf über mehrere Kontinente hinweg. - und dabei ist man noch nicht mal losgefahren.

14.50 Uhr sollte der Flieger Richtung Mittelmeer starten - aber in "diesen Zeiten" ist es ratsamer, etwas früher da zu sein. "Etwas" ist ein dehnbarer Begriff und so treffen sich die mittlerweile auf 25+4 Personen zusammengeschrumpften Jerusalemites zu fast nachtschlafender Zeit schon um halb elf am Check in Schalter. Weit und breit niemand zu sehen bei Turkish Airlines - weder Passagiere noch Personal. Aber wir sind ja immerhin schon da - fast vollzählig.



Eine gute Stunde später sieht es dann schon anders aus. Kurz vor 12 legt eine rotgewandete Bedienstete ihre Kleberolle in den Drucker und eine halbe Stunde später ist die Schlange da. Hinter uns natürlich. Da haben wir längst schon die halbe Gruppe durchgeschleust. Es dauert alles ein bisschen, denn die Airline hatte vergessen, der Welt mitzuteilen, dass man "diesen Anmeldecode" für die Reise nach Israel benötigt. Kriegen wir aber letztendlich auch hin. Andere Passagiere aber wohl nicht, denn längst sitzen wir in unserem ziemlich neuen Airbus 320 auf den Plätzen, Fritz hat das "In-Flight Entertainment System" schon gecheckt und den ersten High Score des Tages erzielt, da kommen immer noch Fluggäste eingetrudelt.

Fast eine Stunde warten wir noch - und sehen unseren Anschlussflug in Istanbul schon ohne uns losfliegen. Aber dann geht es doch los - und in Istanbul managt man die Krefelder Reisenden mit mediterraner Lässigkeit an den Schlangen vorbei in den Flieger nach Tel Aviv.

Mittlerweile ist der Tag fast rum - es dämmert schon über dem Bosporus, als der Airbus abhebt - nun geht es endgültig Richtung Orient. Es wird lauter und lustiger im hinteren Teil der Maschine - da, wo die Bordtoiletten sind. Ein israelisches Damenkränzchen fliegt nach dem Türkei-Urlaub zurück in die Heimat - und muss mal auf Klo. Alle. Und das gefühlt gleichzeitig. Schnell kommt man mit der Warteschlange ins Gespräch. Zwangsläufig sozusagen. Ah ja - ich bin auch aus Haifa und hab da mal gewohnt. Reali School? Ja, kenne ich. Tollste Schule in ganz Israel. Germany? Is it cold there? Nö, sagt der Angesprochene. Dreißig Grad heute - und blickt in fast schon enttäuscht aussehende Gesichter. Klischees gibts eben auf beiden Seiten. Hier, nimm einen Snack - und schon wird die Flipstüte ein Mittel zur Völkerverständigung.



Wir erreichen den Ben Gurion Airport fast pünktlich auf die Minute. Und wohlgenährt sind wir auch, denn es gab eine Mahlzeit pro Flugzeug - wer hätte das bei den Kerosinpreisen gedacht? Siehste - geht doch.

Inzwischen ist es schon 23 Uhr, weil man Richtung Osten eine Stunde Zeit verliert. 45 lässige Warteschlangenminuten später sind alle im Besitz dieses kleinen blauen Eintrittskärtchens, das den Zugang ins Land der Bibel ermöglicht. Koffer sind da. Bus ist da. Straßen sind leer. Um kurz nach 01.00 Uhr entleert Busfahrer Majdi seinen flammneuen Volvo Cruiser Bus. Menschen und Koffer schieben sich durch das gut gesicherte Eingangsportal des German Hospice St. Charles.

Schwester Maria Gabriela vom Orden des Hl. Karl Borromäus hat zusammen mit einer Volontärin des Hauses bis jetzt ausgeharrt. Sie begrüßt die inzwischen von der Hitze und vom Tagwerk leicht ermattete Reisegesellschaft frisch und fröhlich, bietet Snacks und Getränke an und verteilt die Zimmer. - streng nach Liste. Unsere BMMG Delegation merkt schnell: Hier herrscht eine Mischung aus Herzlichkeit und Ordnung.

Im Nahen Osten musst du immer feilschen, sonst bist du der Dumme - und so einigt man sich nach kurzem Bietergefecht auf eine montagmorgendliche Frühstücksverlängerungszeit von 9.30 Uhr. Und da die Zimmer und ihre Liegemöbel mitten in der Nacht sehr einladend aussehen, ist die ganze Gruppe schnell verschwunden.

Morgen gucken wir uns das alles mal bei Tageslicht an.